Sonntag, 26. Januar 2014

Studie über Wikipedia als Werbeplattform

Neu ist diese Erkenntnis nicht, dass auch Unternehmen und prominente Personen Wikipedia als Werbeplattform für sich nutzen, d.h. selbst Artikel darin verfassen oder Unliebsames über sich wieder löschen. Nun hat sich diese Manipulationen die Otto-Brenner-Stiftung, eine Wissenschaftsstiftung der IG Metall etwas genauer unter die Lupe genommen und dazu eine aktuelle Studie herausgebracht, auf die die NZZ in einem Online-Artikel vor ein paar Tagen hinwies.

Die über 100seitige Studie zeigt anhand von einzelnen Beispielen auf, mit welchen Mitteln einzelne Akteure aus Politik, Werbung, Marketing und Prominenz Einfluss auf Wikipedia-Inhalte nehmen. Zudem wird beispielsweise auch über den eher harmlosen Fall eines anonymem Autoren im Bildblog berichtet, wie er dem Freiher von Guttenberg (ja, der deutsche Ex-Verteidigungsminister mit dem Plagiat) einen zusätzlichen Vornamen in Wikipedia einschlummelte, um zu zeigen, wie leicht andere Medien darauf reinfallen können und dies übernehmen. 

Das Fazit der Studie verwundert nicht und ist ziemlich ernüchtern:
 «PR und Manipulation sind in Wikipedia allgegenwärtig. Nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbände, Parteien und Einzelpersonen versuchen auf die verschiedensten Arten und Wege, ihr Bild in der Öffentlichkeit durch Eingreifen in die Artikel der Online-Enzyklopädie zu schönen. Dabei besteht keine thematische Einschränkung. Einflussnahmeversuche fangen beim Thema Atomkraft an, betreffen die Geschichte von Unternehmen, politische Streitfragen, Verfehlungen von Einzelpersonen und hören bei der Pharmabranche nicht auf.» 
Der Autor der Studie fordert deshalb ein Umdenken und versucht anhand von zehn Verbesserungsvorschlägen aufzuzeigen, wie der Missbrauch von Wikipedia für PR-Zwecke einzudämmen ist. Dazu gehören unter anderem die Förderung von Medienkompetenz in Ausbildungseinrichtungen (!), die Vereinfachung der Wiki-Software, damit sich mehr neue Nutzer daran beteiligen können, die Offenlegung der Accounts von Unternehmen und Verbänden oder die Intensivierung der Quellenverlinkung. 

Vor allem letzteres, die Quellen sollten auch von den "Rechercheuren" bedacht und Wikipedia nicht nur als einzige Quelle verwendet werden. Denn als Rechercheeinstieg ist Wikipedia durchaus nützlich, um Zugang zu einem neuen Thema anhand von Suchbegriffen und Quellen zu finden. Doch es sollte dann nicht die einzige Quelle bleiben, um sich wirklich einen objektiven Überblick darüber zu verschaffen.

Links:
Studie Verdeckte PR in Wikipedia - Das Weltwissen im Visier von Unternehmen
Otto-Brenner-Stiftung
Blog4Search-Post Wikipedia als Rechercheeinstieg? 

2 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Die Erkenntnisse dieser Studie sind alles andere als erstaunlich. Wie sollte denn eine derart wichtige Informationsplattform von Manipulationen freigehalten werden.
Die großen Player auf dem Markt nutzen Ihre Möglichkeiten konsequent aus.

Blog4Search hat gesagt…

Siehe auch den lesenswerten Beitrag vom Bernetblog
http://bernetblog.ch/2014/02/26/wikipedia-praesenz-von-unternehmen-und-die-rolle-der-pr/