Freitag, 14. Dezember 2012

Weblogs: Aus der Nische zum Arbeitswerkzeug für Bibliotheken


Weblogs sind Nischenprodukte, die mittlerweile fester Bestandteil im Internet sind. Ende 2011 soll die Blogosphäre gemäss NM Incite weltweit auf über 180 Millionen Blogs gewachsen sein. In der Schweiz verzeichnet die Blogparade 113 Schweizer Blogs, die teilweise über Hobbies und Vereine, teilweise auch über sehr private Themen berichten. Aber was ist ein Weblog eigentlich? Was muss man beim Bloggen beachten? Wie kann man dieses Social-Media-Tool sinnvoll in den Bibliotheksalltag integrieren?

Blogs, Posts & Blogsphäre

Der Begriff Weblog ist ein Kunstwort, das aus dem Wort Web für Internet und Log für Logbuch hervorgeht. Im Grunde ist es ein Online-Tagebuch, in das regelmässig in chronologischer Reihenfolge kurze Beiträge, sogenannte Posts hineingestellt werden. Besonderes Kennzeichen eines Blogs ist die Kommentarfunktion. Durch diese ist ein aktiver Austausch mit den Lesern möglich. Auch die etablierte Tagespresse wie NZZ oder Tagesanzeiger nutzt diese Eigenschaft als Leserbrieffunktion bei den Online-Artikeln. Je nach Thema können hier heftige Debatten entstehen, auf die man als Autor eines Posts einzugehen wissen muss. Üblich ist, dass Blogger sich gegenseitig in Blogs referenzieren, in dem sie andere Blogger zitieren oder deren Gedanken aufnehmen und weiterspinnen. So entsteht die Blogosphäre.

Will man nun selbst bloggen, gibt es zahlreiche Software dafür. Bewährt haben sich die freie Software Wordpress, einer der ersten Blog-Anbieter oder die kostenlose Webapplikation Blogger von Google. Wer offiziell in einem Unternehmen oder an einer Hochschule bloggt, kann gegebenfalls auf die Software der internen Informatikabteilung zurückgreifen. Hier ist in der Regel auch der technische Support gegeben. Es müssen aber sehr wahrscheinlich Regelungen, die auch das Urheberrecht betreffen berücksichtigt werden. Häufig bloggt man dann im Auftrag des jeweiligen Arbeitgebers.

Das Blog selbst ist rasch eingerichtet. Bloggt man alleine, ist man sozusagen gleichzeitig der Herausgeber. Bloggt man kooperativ mit mehreren Personen, empfiehlt es sich, ein, zwei Administratoren festzulegen, die beispielweise für technische Fragen zur Verfügung stehen oder auch die Beiträge und die eingehenden Kommentare begutachten. Die Kommentarfunktion sollte immer moderiert sein, da sich manche Personen, sogenannte Trolls, einen Spass daraus machen unflätig zu kommentieren oder schlicht spammen.

Das Schreiben von Posts ist Übungssache. Sie sind eher kurzgehalten, doch sollten sie auch eigene Gedanken beinhalten und nicht andere Ideen kopieren. Aussagekräftige, knackige Titel erhöhen die Chance, dass die Beiträge via RSS-Feeds gelesen werden. Wichtig ist vor dem Einsatz eines Blogs zu überlegen: Warum will ich bloggen, zu welchem Thema will ich bloggen, welche Nische ist noch nicht besetzt. Es dauert etwas bis ein Blog von der Internetgemeinschaft wahrgenommen wird. Dazu braucht es Geduld, einen eigenen Stil und Ausdauer, um regelmässig zu schreiben. Zur Häufigkeit des Postens gibt es keine Regeln. Manche Blogger sagen, dass man jeden Tag bloggen muss, um wahrgenommen zu werden. Das liegt oft zeitlich nicht drin, ausser man hat expliziert dafür Arbeitszeit zur Verfügung. Es ist sicher empfehlenswert, einmal die Woche einen Beitrag zu posten, damit die Leser nicht abspringen. Der zeitliche Umfang eines Posts kann je nach Recherche, Schreiberfahrung, Umfang und  Kreativitätsphase ein bis drei Stunden dauern.

Einsatz in Bibliotheken

In Bibliotheken eignen sich Blogs beispielsweise für drei Bereiche. Erstens können sie als Ersatz für den Bibliotheksnewsletter stehen. In einem Newsletter, welcher von den Nutzenden via Email abonniert werden kann, sind oft mehrere Informationen zusammengefasst. Als einzelne Post können diese in einem Blog zeitlich passender gestückelt werden. Die Universitätsbibliothek Konstanz nutzt beispielsweise seit dem Sommer 2012 den BibBauBlog, um aktuell über die Bausanierung zu informieren. Via Kommentarfunktion sammeln sie zudem auch Ideen von den Bibliotheksnutzenden. Es entsteht so ein spannender Austausch und die Bibliothek wirkt dadurch kundenorientiert und innovativ.
Eine andere Möglichkeit für den Einsatz eines Blogs bietet sich beispielweise als Unterstützung für Bibliotheksschulungen. Dies setzt die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern sehr anschaulich mit ihrem IK-Werkzeugkasten um. Hier liegt der Vorteil in der Kommentarfunktion, dass die Nutzenden auf fehlerhafte Links hinweisen können. Dies ist somit eine Qualitätskontrolle für den Education Blog, wie man diese Art Blogs bezeichnet.
Auch für das interne Wissensmanagement ist ein Blog geeignet, da Blogsoftware-Firmen oft auch geschlossene, interne Blogs anbieten. So kann nur ein gewisser Leserkreis die Posts lesen. Dies eignet sich beispielsweise für die Mitarbeitenden der Information. Vorkommnisse mit Nutzenden, Hinweise auf Aleph-Störungen, Infos zu Datenbanken usw. können in einen internen Blog festgehalten werden. Die Kommentarfunktion unterstützt hier die Zusammenarbeit, vor allem im Schichtbetrieb. Die Mitarbeitenden können sehen, ob ein bestimmtes Problem, beispielsweise mit einem Bibliotheksnutzer, gelöst wurde. Zudem können diese Posts mit Labels oder Tags (vergleichbar mit Schlagwörtern)  versehen und von einem Blogmaster regelmässig ausgewertet werden, um so die Qualität in der Benutzungsabteilung zu steigern.

Der Kreativität zum Einsatz von Blogs im Bibliotheksalltag sind keine Grenzen gesetzt. Heidi Stieger stellte 2007 in ihrer Diplomarbeit an der HTW Chur Fachblogs von und für Bibliothekarinnen vor. Das Nischenprodukt Blog hat sich seitdem in einigen Bibliotheken schon als Arbeitswerkzeug etabliert und wird in näherer Zukunft sicherlich auch noch weitere Verbreitung finden.

Weiterführende Informationen:

BibBauBlog der Universitätsbibliothek Konstanz

IK-Werkzeugkasten der Hochschulbibliothek Luzern http://blog.hslu.ch/ikwerkzeugkasten/

Stieger, Heidi (2007): Fachblogs von und für BibliothekarInnen – Nutzen, Tendenzen
Mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum Chur, März 2007
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Dieser Artikel erschien in der Dezember-Ausgabe 2012 in Arbido Print, dem gemeinsamen Publikationsorgan der Berufsverbände Bibliothek Information Schweiz (BIS) und Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare (VSA)

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